In diesem Blogartikel möchte ich mal den grundsätzlichen Status Quo eines 8 Stunden Arbeitstages in der neuen digitalen Welt challengen und darauf eingehen, wie sich Unternehmen für die nächsten Generationen wandeln müssen, um als attaktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Warum muss man in Deutschland 8 Stunden am Tag arbeiten?
Habt ihr euch schon mal gefragt, wieso man in Deutschland eigentlich pro Tag 8 Stunden arbeiten muss? Wer hat das eigentlich definiert?
Der Achtstundentag kommt laut Wikipedia von einer Forderung der Arbeiterbewegung in Großbritannien. Robert Owen formulierte als walisischer Unternehmer dieser Forderung in den 1810er mit dem prägnanten Slogan” Acht Stunden Arbeiten, Acht Stunden schlafen und Acht Stunden Freizeit und Erholung”. In Deutschland ist der 8-Stunden-Tag seit dem Jahre 1918 gesetzlich vorgeschrieben.
Ich glaube, nachdem warum hat noch nie jemand gefragt und wenn wurde man wahrscheinlich ausgelacht. Aber ich finde, hier sollte man eine grundsätzliche Diskussion anstoßen, wie sieht die Zukunft der Arbeit aus. Passt diese 8 Stunden Arbeitszeitregel noch in unsere aktuelle Zeit oder findet durch Home Office, Home Schooling etc. ein Wandel statt?
Viele Fragen die sich vielleicht die Generation Y und besonders Z stellt, die aber sicher nur partiell von Unternehmen berücksichtigt wird. Aber auch diese sollten sich damit dringend beschäftigen, um die Generation von morgen für das eigene Unternehmen begeistern zu können.
Bei einigen Unternehmen findet dieser Wandel schon statt. In der Bielefelder Agentur von Lasse Rheingans wird zum Beispiel nur jeden Tag bis 13 Uhr gearbeitet. Passend zu diesem Thema kann ich auch sein Buch empfehlen.
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Arbeitszeit vs. Arbeitsergebnisse
Vor der Pandemie wurde in Deutschland immer sehr viel Wert darauf gelegt, wie lange man im Büro physisch anwesend ist. Hier wurde immer der Eindruck erweckt, die Mitarbeiter, die vor dem Chef im Büro sind und die auch noch dann da sind, wenn er geht, sind die fleißigsten.
Meiner Meinung nach funktioniert die Gleichung aber nicht. Denn nur, weil man lange arbeitet, heißt es nicht, dass man am Ende des Tages auch produktiv war. Ich kann den ganzen Tag “beschäftigt” sein mit Meetings und Abstimmungen und habe zum Ende des Arbeitstages viel geredet aber sonst nicht viel geschafft.
In der deutschen Arbeitskultur muss ein Wandel stattfinden und man sollte die Arbeitsleistung nach den Arbeitsergebnissen bewerten und nicht daran, ob der Mitarbeiter jetzt 10 Stunden im Büro anwesend war und wann er seine Arbeit macht. Ich kann genauso gut 4 Stunden fokussiert arbeiten und dann Feierabend machen. Diese 4 Stunden arbeite ich dann aber ohne Ablenkung von E-Mails, DM, Social Media etc durch und es ist von Anfang an klar was ich mache.
Auch die Anzahl von unnötigen Meetings sollte reduziert werden hin zu einem strukturierten Austausch mit kurzen prägnanten Fragen und Antworten die auf das wichtigste fokussiert sind.
Hat das Home-Office die Art zu Arbeiten verändert?
Die Pandemie und somit das Arbeiten im Home-Office hat auf jedenfall die Art zu arbeiten verändert. Vor der Pandemie war der Begriff Home-Office bei vielen Chefs mit dem Synonym für Urlaub gleichgesetzt. Da aber während des Lockdowns so ziemlich alle Bürojobs ins Home-Office gewandert sind, hat auch der konservativste Chef die Arbeit und produktive Zeit im Home-Office schätzen gelernt. Nach dieser Lockdown Zeit sind natürlich einige wieder zurückgekehrt an ihren Arbeitsplatz, aber die Art der Arbeit mit dem Home-Office hat meiner Meinung nach zu einer so enormen digitalen Transformation geführt, die wir wahrscheinlich sonst erst in 10 Jahren erreicht hätten.
Unternehmen challengen jetzt den Status Quo ihrer Büroflächen und befragen Mitarbeiter wie die gerne in Zukunft “im Büro” zusammenarbeiten möchten. Es werden die Konzepte der letzten Jahre mit geteilten Arbeitsplätzen, Meetingräume mit Design Thinking Elementen und offene Workspaces in die Tat umgesetzt.
Welche Vorteile bietet das Home-Office eigentlich?
Dank des Home-Office sind Mitarbeiter flexibler, da sie zum Beispiel jeden Tag die Fahrt zum Büro wegfällt und diese Zeit dann für bessere Dinge wie dem Erlernen eines neuen Hobbys oder Sport genutzt werden kann. Auch der Arbeitsbeginn oder kurze Unterbrechungen sind jetzt möglich. Hierbei müssen die Chefs natürlich das Vertrauen in die Mitarbeiter haben. Und je weniger die Chefs ihren Mitarbeitern vertrauen, desto wahrscheinlicher drängen diese darauf, die komplette Mannschaft wieder im Büro antanzen zu lassen. Die Arbeit wird digitaler und verlagert sich in die Cloud um dort mit Online Tools wie Miro, Trello oder Jira kollaborative zusammenzuarbeiten. Auch da zeigen sich jedoch zwei Schwächen der Unternehmen. Zum einen wie gut die digitale Kompetenz der Mitarbeiter im Unternehmen ist und zum anderen wie gut und aktuell die IT Tools sind. Ist beides nicht so ausgeprägt ist führt das zu Frustration der Mitarbeiter. Aber gerade für die digitale Kompetenz sind die Mitarbeiter oft selbst verantwortlich. Diese kann aber auch nur weiter wachsen, wenn nicht IT Software von vor 10 Jahren genutzt wird.
Klassisches Beispiel ist die Arbeit an einem Word Dokument. Einer erstellt es, verschickt dieses per E-Mail ans Team, jeder aus dem Team bearbeitet es und schickt es dann wieder zurück. So hat am Ende jeder seine eigene Version und die Änderungen zu kombinieren, wird zur Tagesaufgabe. Arbeitet man hingegen mit einer Cloudlösung wie Google Docs, Office 365, so können alle in Echtzeit die Version bearbeiten und kommentieren und jeder Versionsschritt kann nachvollzogen werden. Hat der Chef /Mitarbeiter aber diese digitale Kompetenz nicht, wird diese Geschichte wahrscheinlich so gemacht, wie eingangs beschrieben.
Welche Nachteile bietet das Home-Office?
Gerade in Puncto sozialer Austausch und Kommunikation bietet das Home-Office Nachteile. Klar kann man sich mit dem Team in täglichen und wöchentlichen Stand-ups digital austauschen, das kann aber nicht die zufälligen Gespräche in der Kaffeeküche ersetzen. Und auch hier fehlt es oft an klaren Kommunikations-Gewohnheiten in Unternehmen.
Einen weiteren Nachteil sehe ich beim Thema Kosten. Klar kann man gewisse Dinge bei der Steuererklärung mit angeben aber auch nicht alles.
Das heißt die Kosten für Strom, Internet, Wasser trägt der Mitarbeiter selbst. Die Ausstattung eines vernünftigen Heimarbeitsplatz wird leider auch viel zu selten berücksichtigt. Hier sollten Unternehmen die Mitarbeiter mit Technik und Zuschüssen unterstützen.
Wie sich die Einstellung zur Arbeit im Vergleich zur Elterngeneration verändert hat?
Grundsätzlich hat sich die Art wie wir Arbeiten im Vergleich zu der Generation meiner Eltern deutlich verändert. Alleine durch das Internet haben wir die Möglichkeit, jederzeit von überall aus zu arbeiten. An Orten wo unsere Eltern vielleicht während des Sommerurlaubs Urlaub gemacht haben, können wir jetzt selbstbestimmt im Camper Van mit unserem Laptop und mobilem Internet am Surfer Hot Spot sitzen und arbeiten. Aber auch da muss man natürlich arbeiten und Arbeitsergebnisse erzielen. Die Generation Y und Z will viel mehr Arbeit machen, die wirklich was bewegt, neue Dinge erschafft und wo man am Ende des Tages Stolz auf sich sein kann, dass man die Unternehmensvision mit der eigenen Arbeit wieder weiter vorangetrieben hat. Doch in den Chefetagen ist diese Denke leider nicht sehr ausgeprägt und es wird immer noch über Strategien diskutiert, wie man Mitarbeitermotivation steigern kann durch weitere Regeln und Maßnahmen. Ich bin mir aber sicher, dass es irgendwann keinen Punkt mehr gibt sich mit dem Thema “Wie begeistere ich die junge Generation für mein Unternehmen zu arbeiten?” nicht zu beschäftigen.
Welche Voraussetzung sollte ein Arbeitgeber für mich haben?
Ich bin ein Freund davon nicht nur zu kritisieren, sondern auch konstruktive Ideen zu liefern. Gerne möchte ich hier mal beschreiben welche Voraussetzungen ein Arbeitgeber für mich bieten sollte damit man sich wohlfühlt.
Ein Arbeitgeber sollte mir, als Mitarbeiter die Freiheiten geben flexibel zu entscheiden, wann ich arbeiten möchte. Jeder von uns hat einen anderen Biorhythmus. Wo der einer am produktivsten am Morgen ist, hat des anderen Abends die besten Ideen. Auch sollte das Unternehmen so digital sein, dass ich jederzeit mit Laptop und Internet überall arbeiten kann. Das Büro sollte nicht mehr ein Ort sein, wo alle Mitarbeiter wie Legehennen in Büros ihren Dienst verrichten, sondern ein Ort der Begegnung, wo Mitarbeiter Ideen diskutieren und sich austauschen können. Im Büro sollte man nur dann sein, wenn man zusammen neue praktische Dinge entwickeln will und Feedback und Meinungen von anderen benötigt. Der Rest sollte komplett in Online Meetings abgehalten werden, bei der eine eingeschaltete Kamera Pflicht ist.
Meetings sollten grundsätzlich nur 30min gehen dürfen und alle eine Agenda mit Fragen und Ziel haben. Die Arbeit sollte in kleinen, interdisziplinären Teams erfolgen, in der eine sehr offene Feedbackkultur herrschen sollte. Das heißt jeder sollte allen Feedback geben dürfen und am besten vor dem Team. Bei jedem Projekt gibt es einen “informierten” Kapitän, der die komplette Verantwortung hat und alle Dinge auch vertraglich unterschreibt aber auch dafür zur Verantwortung gezogen werden kann. Hier empfehle ich das Buch von Netflix Gründer Reed Hasting – Keine Regeln
In täglichen Dailys updated sich das Team in maximal 10min, was heute ansteht und wo Hilfe benötigt wird. Einen Tag in der Woche sollte dafür reserviert sein, eigene Projekt zu realisieren und umzusetzen. Das führt dazu, dass die Mitarbeiter raus aus ihrer Komfortzone gehen und neue Dinge entwickeln/erleben die sie wiederum für die Arbeit nutzen können.
Strategien und Ziele werden zusammen erarbeitet, jedoch nicht bis in die letzte Instanz durchdekliniert. Es sollte ganz klar die Unternehmensvision sichtbar sein und der Grund für die Arbeit verstanden werden.
Fazit
Es bleibt wirklich spannend, wie sich die Art wie wir arbeiten in Zukunft verändern wird. Ich denke, es wird alles noch viel digitaler werden und es wird egal werden, wann und wo wir arbeiten. Wie die digitale Welt wird sich auch in der Arbeitswelt alles immer schneller drehen. Hierbei sollten Mitarbeiter auch mal bewusst auf die Bremse treten und die Impulse von außen abschalten. Der Ort wo sich Mitarbeiter treffen, sollte erfüllt sein von einem kreativen Umfeld in einer ruhigen Umgebung abseits der täglichen Routinen. Dort können neue kreative Ideen diskutiert und entwickelt werden. Unternehmen sollten Arbeitsergebnisse über die Arbeitszeiten stellen und versuchen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit zu erzielen. Mitarbeiter sollten möglichst viele Freiheiten bekommen und sich selbst verwirklichen zu können. Denn nur so kann auch eine hohe Bindung zum Unternehmen geschaffen werden.
Aber auch das WARUM wird gerade für die Generation nach mir (Generation Z) viel wichtiger sein als das Branding der Marke und das Gehalt. Sowohl meine Generation als auch die Gen Z. stellen sich auf ein lebenslanges Lernen ein.
Aber eines bleibt gewiss: Es gibt nichts Beständigeres als den Wandel.
Wir werden jeden Tag neue Dinge dazu lernen und es werden sich jeden Tag Branchen, Teams, Projekte ändern. Und das macht die ganze Geschichte doch irgendwie auch spannend.